Die Ebertsheimer Gruben

Die Ebertsheimer Gruben

Für jeden Ebertsheimer sind die „Gruwe“ ein Begriff. Wohl jeder hat dort als Kind gespielt oder als Jugendlicher kleine Festchen am Lagerfeuer gefeiert. Darauf angesprochen gerät so mancher Alt-Ebertsheimer ins Schwärmen. Es war und ist ja auch ein tolles Gelände, ein natürlicher „Abenteuerspielplatz“, um den uns mancher beneidet.

Aber die Gruben waren eben nicht nur ein Ort für Freizeitbeschäftigungen, sondern sie haben eine lange Tradition als bedeutender Wirtschaftsfaktor für Ebertsheim und seine Nachbargemeinden.
Es ist nicht abwegig, zu spekulieren, ob bereits die Römer in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten hier Steine gebrochen haben, um zum Beispiel die Siedlung und das „Burgus“ bei Eisenberg und die große, noch unter Tage liegende Villa bei Boßweiler zu bauen. Eine fachmännische Untersuchung könnte hier vielleicht Klarheit erbringen.

In neuerer Zeit wurden nachweislich Ebertsheimer Sandstein bei der Erbauung und Reparatur von zahlreichen Kirchen und Gebäuden in Worms, Mannheim und anderen Orten in der Vorderpfalz verwendet. Beispiele: die Dreifaltigkeitskirche, Liebfrauen-, Martins- und Pauluskirche in Worms; Kirchen in Biblis und Lampertheim; weltliche Bauten wie das Hoftheater in Darmstadt, Villa Ladenburg in Mannheim, Heyl’scher Hof in Worms.

In Ebertsheim selbst sind sicher die meisten Häuser mit Steinen aus den Gruben erbaut, wobei die Kirche vermutlich das älteste Sandsteingebäude im Ort ist.

Zumindest bei einem Gebäude kann man ein Hauszeichen erkennen, das darauf hinweist, dass hier ein Steinmetz gewohnt hat.
Im Schlussstein des Torbogens am Haus Hauptstraße 7 , sind typische Werkzeuge wie Krönel, Winkel und
Zweispitz dargestellt.

Alte, denkmalgeschützte Grabsteine aus Sandstein finden sich bei der Kirche und solche aus dem 19. Jhd. auf unserem Friedhof.
Wie gesagt, wie alt der Sandsteinabbau tatsächlich ist, wissen wir nicht. In einer Karte von 1735 (im Landesarchiv Speyer) sind die Brüche bereits eingezeichnet. Von 1836 liegt eine Karte vor, die die Brüche – insgesamt sieben – zeigen.

Weitere Berichte sagen aus, dass die Firma Boller aus Worms um 1890 Besitzer eines oder mehrere Brüche war, die etwa 100 Arbeiter von Ebertsheim und Umgebung beschäftigte und eine Jahresproduktion von ca. 6000 Kubikmetern (etwa 14000 Tonnen) Sandstein liefern konnte.
Der Vorbesitzer dieses Unternehmens war ein Friedrich Ebel aus Ebertsheim, dessen Nachfahren heute in Kerzenheim leben. Von dort bekamen wir einen Zeitungsausschnitt, der belegt, wie gefahrvoll die Arbeit in den Brüchen war. Demnach sind dort im Februar 1865 drei Arbeiter tödlich verunglückt. Und wie es in dem Artikel weiter heißt „…dass seit nicht sehr vielen Jahren 13 Menschenleben in den hiesigen Steinbrüchen zu Grunde gingen.“


In der Zwischenzeit war die Papierfabrik Eduard Mann gegründet worden und bot Arbeit an, die weniger anstrengend war. Auch scheint die Nachfrage – bedingt auch durch stärkere Konkurrenz z.B. bei Kaiserslautern – den Betrieben in Ebertsheim zugesetzt zu haben. Der erste Weltkrieg und die Notzeiten danach taten wohl ein Übriges. Anfang der 50er Jahre stellte jedenfalls der letzte von noch drei aktiv betriebenen Brüchen seinen Betrieb ein.

Immerhin ist das Gelände nachweislich Heimat für viele Pflanzen und Vogelarten geworden. Der bekannte Ornithologe Franz Stalla, der fast 50 Jahre lang die traditionelle Exkursion am 1. Mai durch das Gelände führte, registrierte dabei 80 verschiedene Vogelarten. Über 160 Pflanzenarten wurden von Oskar Sommer, einem überregional bekannten Botaniker aus Grünstadt, erfasst und aufgelistet.